Analoge fotografie
Analog fotografieren
“Mutti, komm’ ich knips Dich mal”! Das ist der Satz, der mir in den Kopf schießt, wenn ich an meine erste Erinnerung ans Fotografieren denke. Meine Familie sitzt zusammen mit meiner Oma in der Küche, Wohnzimmer oder im Garten und mein Vater holt seine analoge Kamera raus und sagt diesen Satz zu meiner Oma. Meine Oma sagt dann: “Ach Herbert, hör’ auf, ich han doch keene Kopp!” Damit meinte meine Oma (sie kam vom Niederrhein), das ihre Haare für ein Fotos nicht frisiert waren. Mein Papa knipste trotzdem. Er knipste eigentlich immer. Wenn wir Besuch verabschiedeten wurde immer noch schnell ein Foto auf der Treppe vor der Haustür gemacht. Er knipste Lenins Mausoleum auf dem roten Platz, die ostfriesische Fußballmannschaft im Aztekenstadion in Mexiko-Stadt oder Mama auf Safari in Kenia oder im Bikini am kubanischen Strand. Auch als meine Geschwister und ich nicht mehr zu Hause wohnten und zu Besuch kamen, wurde immer zum Abschied noch schnell ein Foto gemacht - egal ob alle schon genervt waren, ob es vorher einen heftigen Streit gab oder wir schnell zum Zug mussten - immer hiess es “komm’ ich knips Euch mal!”. Als ich 13 war, bekam ich dann meine erste eigene kleine Kamera und knipste einfach weiter - bis heute und bis heute am liebsten analog.
Analoge Kameras
Meine erste Kamera war eine kleine Ritsch Ratsch Pocketkamera, die Agfa Agfamatic 3000. Mit 18, als ich auf Weltreise ging, kaufte ich mir meine erste bessere analoge Kamera - eine Canon AE 1, die ich heute noch habe. Von meinem Vater erbte ich die Nikomat (Nikkormat) und viele Jahre später kaufte ich mir dann eine Hasselblad 500cm.
Viele meiner KundInnen können sich unter der Hasselblad nicht wirklich etwas vorstellen. Aber an Bilder, die mit der Hasselblad gemacht wurden, erinnert dann fast jeder. Eine Hasselblad war bei der ersten Reise zum Mond mit dabei. Das Zebrastreifenfoto der Beatles auf der Abbey Road Platte wurde ebenfalls mit der Hasselblad gemacht.
Die Hasselblad ist eine Mittelformat Kamera, sie braucht einen Rollfilm mit 12 Bildern. Fotografieren mit der Hasselblad fühlt sich sehr nach Handwerk an - da die Bilder auf dem Film begrenzt sind, schaut man sehr genau, was man fotografieren möchte. Es braucht ein wenig Zeit um den Film zu wechseln und mit der Hasselblad zu fotografieren fühlt sich sehr nach Handwerk an. Man schaut erst sehr sehr genau, was für ein Foto man machen möchte. Ich benutze die Hasselblad sehr häufig für Familienportraits.
Wenn ich Familien oder Hunde analog fotografiere, mache ich die meisten Bilder mit der Canon EOS- 1v. Das ist eine analoge Kleinbild 35mm Kamera mit Autofokus, den ich vor allem dann brauche, wenn Kinder rennen oder viel Bewegung im Bild passiert. Die Canon EOS-1V habe ich schon seit vielen Jahren, sie war mit mir schon überall, sie ist sehr robust und zuverlässig. Sie hat schon einiges an Technik und ist daher relativ schwer, also nicht unbedingt etwas für die Handtasche.
In meinem privaten Alltag habe ich eigentlich immer die Canon Eos 300 mit einem kleinen 50mm Objektiv mit dabei und für diesen Zweck ist sie, wie ich finde, auch völlig ausreichend. Diese Kamera nehme ich mit auf den Spielplatz, an den Strand und habe sie zu Hause auch immer griffbereit. Sie ist leicht und klein und passt sehr gut in die Handtasche. Die Canon EOS 300 habe ich schon vielen empfohlen, die mit der analogen Fotografie starten möchten. Die Kamera kann man günstig gebraucht kaufen und um die Einstellungen zu üben und ein Gefühl für das analoge Fotografieren zu bekommen, finde ich sie als Einstieg sehr gut.
Hier nochmal zusammen gefasst - die analogen Kameras, mit denen ich sehr gerne fotografiere:
Hasselblad 500cm (Mittelformat, Rollfilm, teurer Anschaffungspreis, aber die Bilder und das Fotografieren einfach unschlagbar)
Canon EOS 1v (sehr zuverlässig, Autofokus, schwer, mittlerer Anschaffungspreis, tolle Bilder, liefert ab)
Canon EOS 300 (perfekte Kamera für den Einstieg ins analoge Fotografieren, leichte Alltagskamera, sehr günstig im Anschaffungspreis)
Analoge Filme
Analoge Filme sind so etwas wie die Presets der digitalen Fotografie. Sie bestimmen den “Look” der Fotos. Auch heute noch gibt es eine Auswahl an analogen Filmen, die es am Anfang schwer machen kann, sich für einen Film zu entscheiden. Es gibt Filme von Kodak, Fuji, Lomography, Ektar, Portra 400, Farbfilme, schwarz-weiß Filme, Filme mit professioneller Qualität und die für den Alltag. Genau wie bei den Objektiven kann man jede Menge Zeit damit verbringen, sich im Netz alles mögliche durchzulesen und zu recherchieren oder man probiert einfach mal etwas aus und schaut dann, ob der Film zum Stil passt.
Die analogen Filme, die ich eigentlich immer in meinen Kameras habe (im Mittelformat und im Kleinbild) sind:
Kodak Portra 400 (Farbfilm) und den Ilford HP5 Plus für die schwarz-weiß Fotografie.
Im Urlaub oder im Frühling/Sommer fotografiere ich auch sehr gern mit dem Ektar 100 (braucht viel Licht!). Privat fotografiere ich mit allen analogen Filmen, die ich bekommen kann (auch mit abgelaufenen Filmen, die ich geerbt habe) und mit dem Kodak 200.
Analoge Filme entwickeln
Natürlich wäre das analoge Fotografieren eine runde Sache, wenn man die Filme dann auch noch selbst in seiner Dunkelkammer selber entwickeln würde. Es ist auch ein sehr interessanter Prozess, aber mir fehlt leider für das Entwickeln der Filme der Platz und die Zeit. Ich schicke meine Filme in ein kleines Labor am Niederrhein und nach Bonn. Dort werden die Filme entwickelt und die Bilder digitalisiert. Ich erhalte nach ein paar Tagen einen Link über den ich die Bilder herunterladen kann. Die Negative werden mir mit der Post nach Hause geschickt.
Analoge Fotos digital
Viele meiner Kunden erinnern sich noch, wie sie früher mit ihren Eltern zu Schlecker & Co. gefahren sind und dort die entwickelten Fotos in einem blau-weißen Umschlag abgeholt haben. Daher bekomme ich auch sehr häufig die Frage, ob meine Kunden die Bilder nur als Abzüge erhalten. Jaein! Die Filme werden, wie gesgat, in einem Labor entwickelt und digitalisiert, so dass ich die Bilder digital erhalte. Nach dem ich die Bilder ausgewählt und bearbeitet habe, lade ich sie in einen Online Galerie hoch, auf die meine Kunde Zugriff haben. Von dort aus, können sie sich herunterladen oder im Online Shop Fotoprodukte (Abzüge, Leinwände im Schattenfugenrahmen, ein Album etc.).
Was braucht man noch für das analoge Fotografieren?
Objektive
Für die Kamera brauchst du natürlich auch noch Objektive, mit denen du die Fotos machen kannst, die du haben möchtest. Ich habe ganz unterschiedliche Objektive ausprobiert und ich bin immer auf die Festbrennweiten zurück gekommen. Da würde ich dir sehr empfehlen verschiedene Objektive zu probieren um dann die zu finden, die deinem Stil entsprechen.
Meine Objektive, mit denen ich am meisten analog fotografiere:
Hasselblad Planar 2.8/80mm (auf der Hasselblad 500cm)
Canon EF 24mm 1:1.4 (auf der Canon EOS 1v)
Canon 50mm 1.8 (auf der EOS 300, Alltagsobjektiv)
Belichtungsmesser
Je nach dem wie alt deine analoge Kamera ist, könnte es sein, dass der interne Belichtungsmesser in deiner Kamera nicht mehr richtig funktioniert. Ein Belichtungsmesser hilft dir dabei, die richtige Belichtung für deine Fotos einzustellen, indem er das verfügbare Licht misst und dir die entsprechenden Einstellungen für Blende und Verschlusszeit empfiehlt. Es wäre wirklich schade, wenn deine Fotos nichts werden, nur weil der Belichtungsmesser deiner Kamera schon bessere Zeiten gesehen hat. Daher empfehle ich dir auf Nummer sicher zu gehen und dir schon von Anfang an einen externen Belichtungsmesser zulegst und lernst damit umzugehen. Belichtungsmesser sind auch in der digitalen Fotografieund besonders fürs Blitzen sehr hilfreich! Zu lernen damit umzugehen, lohnt sich auf jeden Fall. Ich habe seit vielen Jahren einen Belichtungesmesser von Sekonic, der wirklich sehr viel aushält und immer noch tipptopp funktioniert. Es gibt aber auf jeden Fall sehr viel günstigere, die genauso gut funktionieren.